Appell an die Landesregierung - Quereinstieg in den Erzieher*innenberuf vereinfachen

Interfraktioneller Ratsantrag von FDP, SPD, CDU, Göttinger Linke Ratsfraktion, PARTEI- und Volt-Ratsgruppe und Francisco Welter-Schultes im Rat der Stadt Göttingen

Der Rat möge beschließen:

Die Fraktionen und Gruppen des Rats der Stadt Göttingen fordern die Niedersächsische Landesregierung auf, den Weg für Quereinsteiger*innen in den Beruf der Erzieher*innen zu vereinfachen. Wir bitten Frau Oberbürgermeisterin Broistedt darum, diese Aufforderung an die Landesregierung weiterzuleiten.

Begründung:

Das Problem des Fachkräftemangels in Kindertagesstätten wird in Göttingen vielseitig besprochen. Trotz Bemühungen konnten die Probleme nicht gelöst werden, sondern wachsen weiter an. Statt von qualitativer, frühkindlicher Bildung sind die Kindergärten vom Personalmangel geprägt. Ohne signifikante Änderungen müssen Betreuungszeiten in Göttinger KiTas eingeschränkt und Gruppengrößen weiter erhöht werden, um ausreichend Kindergartenplätze anbieten zu können. Diese zunehmende Belastung der Erzieher*innen wird verbunden mit immer umfangreicheren Aufgaben. Fehlende deutsche Sprachkenntnisse sollen im Kindergarten ausgeglichen werden, ohne die Muttersprache zu vernachlässigen. Beurteilungsbögen müssen für regelmäßige Elterngespräche angefertigt werden. Grundschulen müssen auf ihre neuen Schüler*innen vorbereitet werden, während die werdenden Schulkinder auf die Schule vorbereitet werden müssen. Die Bedingungen in den Kitas müssen die Umsetzung des Bildungs- und Erziehungsauftrags ermöglichen. Die Aufsichtspflicht darf niemals vernachlässigt werden. Erzieher*innen müssen mit den Bedürfnissen und Emotionen der Kleinsten jeden Tag umgehen und auf diese flexibel reagieren. Bei dem aktuellen Mangel ist ihnen dies nicht entsprechend der gesetzlichen und noch weniger entsprechend der persönlichen Ansprüche möglich, das wird uns immer wieder im Jugendhilfeausschuss mitgeteilt. Gleichzeitig bemüht sich die Stadt Göttingen durch neue Ausbildungskonzepte und bessere Ausbildungsvergütung mehr Menschen für diesen Beruf zu begeistern. Die Landesgesetze erschweren dies erheblich. Rein rechnerisch ist außerdem auch klar, dass in der Stadt Göttingen nicht genug Menschen ausgebildet werden können, um das eklatante Erzieher*innen-Defizit landesweit kurzfristig zu reduzieren. Niedersachsen gilt bundesweit als eines der Bundesländer, welche die höchsten Standards für den Quereinstieg in die Erzieher*innentätigkeit voraussetzen. Um den Mangel an Personal in unseren Kindertagesstätten lösen zu können, müssen die Voraussetzungen so gestaltet werden, dass mehr interessierten Menschen der Weg in den Beruf geebnet wird. Die pädagogischen Fachkräfte müssen dringend entlastet werden, damit wir nicht in eine noch schwierigere Situation rutschen. Damit Erzieher*innen in unserer Stadt wieder die Möglichkeit gegeben wird, qualitativ und im vollen Leistungsumfang zu arbeiten, fordern wir die Landesregierung auf, flexiblere Möglichkeiten zum Quereinstieg zu schaffen und mit angemessener Bezahlung, Fortbildung und Ausbildungsmöglichkeiten Interessent*innen zu werben.