Keine Ehre für Kriegsverbrecher

Göttinger Linke Ratsfraktion

Update 22.11.2023: Der Antrag wurde zurückgezogen und wird im kommenden Kulturausschuss neu eingebracht.

In Göttingen werden immer noch Kriegsverbrecher geehrt.
Das sollte geändert werden.

1. Das koloniale Denkmal am Friedländer Weg, das an das 2. Kurhessische Regiment Nr.82 erinnert, sollte in ein Denkmal an die Hereros, die Opfer des deutschen Kolonialismus und des Völkermordes umgestaltet werden. 2021 hat die deutsche Regierung den Völkermord an Herero und Nama anerkannt, sich entschuldigt und will 1,1 Mrd. Euro Wiederaufbauhilfe leisten. 100.000 Menschen wurden von 1904 bis 1908 in der damaligen deutschen Kolonie, dem heutigen Namibia, von deutschen Soldaten ermordet oder starben in Konzentrationslagern. Es gab auch Kritik an der Vereinbarung. Leider sind die Verhandlungen nicht direkt mit den Vertretern der Herero und Nama geführt worden, sondern mit der Namibischen Regierung. Die SPD und das Zentrum hatten ein Nachtragshaushalt Gelder für den Kolonialkrieg 1906 nicht bewilligt. Kaiser Wilhelm II. hat deshalb das Parlament aufgelöst und es kam zu Neuwahlen.

2. Der Kaiser Wilhelm Park sollte auch umbenannt werden, z.B. in Grönemeyer Park. Herbert Grönemeyer wurde in Göttingen geboren und könnte das nächste Musik Festival eröffnen. Grönemeyer hat sich bereits mehrfach politisch engagiert z.B. gegen Fremdenfeindlichkeit wie 1993 beim Konzert „Heute die, morgen du“.

3. Die Herbert-Quandt-Straße sollte umbenannt werden. Der Nationalsozialist war Mitglied der NSDAP und Industrieller. Er hat im Nationalsozialismus 50.000 Zwangsarbeiter unter anderem in Hannover ausgebeutet. Nur weil die Dokumente nicht vorlagen, ist Quandt in den Nürnberger Prozessen nicht angeklagt worden.

4. Die Gedenktafel an Robert Oppenheimer sollte ergänzt werden. Oppenheimer hat das Manhattan-Projekt geleitet, das zum Abwurf von den Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki geführt hat. Es gab über 100.000 japanische Opfer. Oppenheimer hat eine Petition seiner Kollegen abgelehnt, die Japaner vor der Atombombe zu warnen. Schon als Student hat er in Cambridge versucht, seinen Dozenten aus Neid mit einem Apfel zu vergiften und seinen Freund aus Neid auf seine Hochzeit mit einem Gürtel zu erwürgen. Schon in den 20er Jahren war das Leben anderer Menschen für Oppenheimer keine rote Linie. Außerdem hat er seinen Kollegen Chevelier zu Unrecht verraten. Chevelier hat deshalb zu Unrecht seine Anstellung an einer US-Universität verloren. Der Jude und Journalist Robert Jungk bezeichnete deshalb Oppenheimer „als größte Enttäuschung“.

4. Otto Hahn und Walter Nernst waren im 1. Weltkrieg an der Entwicklung von Chemiewaffen beteiligt. Hahn hat den Versuch an der Westfront bei Ypern mit Chlorgas persönlich überwacht. Allein an der Westfront gab es 18.000 Opfer. Die städtische Otto-Hahn- Schule sollte umbenannt werden. Zum Beispiel in Robert-Jungk-Schule. Robert Jungk war Journalist und Zukunftsforscher. Er hat die an der Atombombenforschung beteiligten Wissenschaftler befragt und seine Erkenntnisse in seinem Buch „Heller als Tausend Sonnen“ veröffentlicht. Jungk hat die Methode der Zukunftswerkstatt erfun-
den. Es gibt eine Kritik-Phase, eine Utopie-Phase und eine Umsetzungsphase. Die Zukunftsplanung hat schon begonnen.

5. Werner Heisenberg hat das deutsche Atombombenprojekt geplant und geleitet. Speer wollte die Atombombe über London einsetzten. Es hätte 100.000 Opfer in der Londoner Zivilbevölkerung geben können. Der Werner von Heisenberg-Platz sollte umbenannt werden. Stattdessen sollte zu Beispiel die Christin und Wissenschaftlerin
Hildegard Schaeder (1902-1984) geehrt werden. Sie lebte von 1948 bis 1962 in Göttingen. Im Nationalsozialismus gehörte sie der Bekennenden Kirche an. Sie hat Juden mit Nahrung und Kleidung versorgt, Verstecke organisiert und bei der Flucht geholfen. Sie ist dafür 2002 von der Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem in Israel als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet worden. 1943 ist sie wegen „Begünstigung flüchtiger Juden“ von der Gestapo verhaftet worden und ins Frauen-KZ Ravensbrück gebracht worden. Die Sowjetarmee hat das KZ Ravensbrück befreit.

6. Die Otto Frey Brücke sollte umbenannt werden. Frey war Stadtbaudirektor und organisierte 1942 persönlich beim Heeresbauamt sowjetische Kriegsgefangene für Zwangsarbeit als Ersatz für 19 deportierte Juden. Stattdessen könnte Hedwig Gerke geehrt werden. Sie gehörte dem Bund „Gemeinschaft für sozialistisches Leben“ an. Der Bund organisierte Hilfe für Juden, versteckten diese und halfen bei der weiteren Flucht. Sie war auch bei den Kassler Naturfreunden aktiv. Sie starb im Februar 1998 in Göttingen. Sie wurde auch als Gerechte unter den Völkern geehrt.